Ein Akkord ist der Zusammenklang von drei oder mehr Tönen, die in der Regel einen bestimmten Aufbau haben (nämlich Terzschichtung). Manchmal gelten auch schon zwei Töne als Akkord. Es ist also nicht scharf definiert, was ein Akkord ist.
Die Grundlage für den Bau von Akkorden ist die Dur-Tonleiter, die hier als bekannt vorausgesetzt wird. Wir wollen uns hier vor allem auf die Tonart C-Dur beschränken, doch sollte natürlich alles in allen Tonarten beherrscht werden.
In diesem Text werden einzelne Töne mit Kleinbuchstaben (c, d, e ...) bezeichnet, Akkorde in der gebräuchlichen Symbolschrift in Großbuchstaben (C, G, Am, D7 ...).
Akkorde werden typischerweise als Begleitung zu einer gesungenen oder gespielten Melodie verwendet. In Frage kommen etwa:
Klavier, Gitarre, Akkordeon, Harfe aber auch eine Gruppe von Blasinstrumenten etc.
Die einfachsten und weitaus häufigsten Akkorde sind die Dreiklänge. Ein C-Dur -Dreiklang besteht aus den Tönen:
c – e – g.
Wir gehen also vom Grundton c zum Übernächsten der Tonleiter, e, dann weiter zum Übernächsten, g.
Ein C-Dur –Dreiklang besteht also aus zwei übereinander geschichteten Terzen, zuerst eine große, dann eine kleine. Er wird einfach als C bezeichnet.
Wenn wir auf gleiche Art vom Ton d aus den übernächsten Ton f aufschichten, und dann wieder den übernächsten a, erhalten wir den D-Moll-Dreiklang (Dm):
.
Hier haben wir zuerst eine kleine, darüber eine große Terz.
Ein Durdreiklang besteht grundsätzlich aus einer großen und einer kleinen Terz.
Ein Molldreiklang besteht grundsätzlich aus einer kleinen Terz und einer großen Terz.
Wir sprechen auch dann noch von einem Dreiklang, wenn etwa dem C-Dur-Dreiklang c –e – g noch ein hohes c hinzugefügt wird. Es können sogar beliebig viele Oktav-Verdoppelungen der Akkordtöne ergänzt werden, der Akkord wird trotzdem Dreiklang genannt (wenn die Terz Leitton ist, wird sie aber normalerweise nicht verdoppelt).
Auch muss nicht immer der Grundton zuunterst sein. Die Töne können umgestellt sein, man spricht dann von Umkehrungen. Man darf also die Begriffe Grundton (der dem Akkord den Namen gibt) und Basston (tiefster Akkordton) nicht verwechseln. Ein C-Dur-Dreiklang kann z. Bsp. so gebaut sein:
e – g – c – g .
play
In einem Dreiklang c – e – g nennen wir einfachheitshalber c den Grundton, e 'die Terz', und g 'die Quint'.
(korrekterweise müsste man für 'die Terz' eigentlich sagen: der Ton, der eine Terz über dem Grundton liegt).
Der Akkord C wird auch 1. Stufe (von C-Dur) genannt oder Tonika (von C-Dur).
Hier folgen einige Formen des C-Dur- Dreiklangs. Sie werden alle mit C bezeichnet. Daneben stehen einige Formen des D-Moll-Dreiklanges, bestehend aus den Tönen d – f – a, bezeichnet mit Dm: play
Die Symbolschrift C Am G etc. läßt also viele Freiheit. Je nach Zusammenhang, Instrument, Stil und Kenntnissen nimmt man die eine oder die andere Form.C | Dm | Em | F | G | Am | Hm- | |
Stufe | I | II | III; | IV | V | VI | VII |
Töne | c e g | d f a | e g h | f a c | g h d | a c e | h d f |
wenn wir von h aus einen Dreiklang bilden, erhalten wir den Klang h - d – f , der aus zwei kleinen Terzen besteht. Dies nennen wir einen verminderten Dreiklang Hm- oder Hm5- oder Hdim (diminished, diminué), da das Intervall h – f eine verminderte Quinte ist . Da er meist als oberer Teil des G7 Akkordes empfunden wird, hat er wenig Eigenständigkeit. (Es sei noch daran erinnert, dass im Englischen ein H als B bezeichnet wird, ein deutsches B ist im Englischen ein Bb)
Dies wären die leitereigenen Dreiklänge von C-Dur. Es sind die einzigen Dreiklänge, die keine Töne mit Vorzeichen enthalten. Einfache Lieder oder Stücke in C-Dur beschränken sich auf diese Akkorde, oder kommen sogar mit nur zwei oder drei aus (C, G, F).
Siehe auch: C Dur und seine Verwandten
Vom Aufbau her haben wir also nur die Typen:
- Dur-Dreiklang
- Moll-Dreiklang
- verminderter Dreiklang.
Dazu kommt noch der übermäßige Dreiklang c – e – gis vor, der aus zwei großen Terzen besteht.
Er wird mit C+ oder C5+ bezeichnet. Da darin das gis vorkommt, gehört er nicht zu den leitereigenen Akkorden von C-Dur.(er gehört z. Bsp. zu harmonisch A-Moll).
Fügen wir einem Dreiklang G eine weitere Terz hinzu, erhalten wir einen Vierklang, einen sogenannten Septakkord g – h –d – f , der als G7 bezeichnet wird. Er ist sehr häufig in C-Dur. Der Ton f wird dann einfach als 'die Sept' bezeichnet.
Septakkord heißt er, weil der neue Ton f der siebte Ton vom Grundton g ist (in C-Dur-Leiter). Im G7 bildet g - f eine kleine Sept. Bilden wir von c aus einen Septakkord c –e – g – h , dann haben wir einen Vierklang mit einer großen Sept c – h .
Dieser Klang ist seltener und wird verschieden bezeichnet, Cj7 , Cmaj7, C7# oder C7+. Das 'maj' oder 'j' kommt von major , was größer (oder Dur) bedeutet.
Beachte, dass der Akkord C7 , also mit kleiner Sept , nicht direkt zur Tonart C-Dur gehört, da der Ton b vorkommt. (Er gehört zu F-Dur oder D-Moll)
Auch von den übrigen leitereigenen Dreiklängen können durch das Hinzufügen einer weiteren Terz Septakkorde gebildet werden:
Hm7/5- | h d f a | 7. Stufe |
Am7 | a c e g | 6 Stufe |
G7 | g h d f | 5. Stufe |
Fj7 | f a c e | 4. Stufe |
Em7 | e g h d | 3. Stufe |
Dm7 | d f a c | 2. Stufe |
Cj7 | c e g h | 1. Stufe |
Beim Klang Hm7/5- bedeutet das 5- , dass die Quinte h - f vermindert ist. Ebenso würde ein + eine Erhöhung bedeuten.
Dies sind alle Vierklänge von C-Dur, die keine Vorzeichen haben.
Wir haben also vom Aufbau her die Typen:
- G7 (große Terz, kleine Terz, kleine Terz)
- Cj7 , Fj7 (große Terz, kleine Terz, große Terz)
- Dm7 , Em7 , Am7 (kleine Terz, große Terz, kleine Terz)
- Hm7/5- (kleine Terz, kleine Terz, große Terz)
Auch bei den Vierklängen (Septakkorden) können beliebige Oktav-Verdoppelungen der Akkordöne vorkommen. Es kann auch jeder Ton als unterster Ton (Basston) stehen, doch werden in der Praxis nicht alle gleichberechtigt verwendet, und man sollte bei Akkordverbindungen gewisse Regeln beachten. Beim Septakkord kann oft auch die Quint (das heißt der dritte Akkordton) weggelassen werden, ohne dass der Charakter des Klanges verloren geht. So besteht der G7 oft nur aus den Tönen g – h – f (oder Formen wie g – g – f – h ).
Hier einige Septakkorde: (auch hier beschränke ich mich auf die Tonart C-Dur)
play Mein bisher Gesagtes lässt sich verallgemeinern: die meisten Akkorde werden durch Aufeinanderschichtung von Terzen gewonnen. Aus dem G7 kann ein G7/9 gebastelt werden, indem wir einfach zu den Tönen g h d f noch das a hinzufügen, also den übernächsten Ton, das heißt, wir schichten eine weitere Terz hinzu.
so erhalten wir z.Bsp. folgende Fünfklänge (Sept-Non-Akkorde oder einfach Nonenakkorde):
Wie im Beispiel ersichtlich die, kann die None auch alteriert (verändert) sein. Beim A7/9- ist die None erniedrigt, beim E7/9+ ist sie erhöht. Es gibt also sehr viele Möglichkeiten.
Nun werden aber in einem Stück, das Sept-Non-Akkorde enthält, wohl kaum nur Akkorde aus der Grundtonart vorkommen, sondern noch Akkorde aus andern Tonarten. Oder die Akkorde werden alteriert (verändert). Alterierte Akkorde können natürlich auch bei Drei- oder Vierklängen vorkommen.
Beispiele:
Alterierte Dreiklänge:
C+ bestehend aus
c - e - gis. Er heißt übermäßiger Dreiklang . Hier wurde die Quint von g zugis erhöht.
Alterierte Fünfklänge:
G7/9- bestehend aus g h d f as . Die None a wurde zu as erniedrigt.
Wie bei den Vierklängen, kann bei den Fünfklängen erst recht die Quint und manchmal auch die Terz weggelassen werden.
Jetzt ist das grundsätzliche Prinzip des Aufbaus von Akkorden wohl klar geworden. Vereinfacht gesagt unterscheiden sich die Akkorde nur durch die Art, wie große und kleine Terzen aufeinandergeschichtet werden (und eventuell umgekehrt und verdoppelt werden). Doch kann ein Akkord wie G7 in verschiedenen Zusammenhängen völlig andere Funktionen haben, siehe Auflösungen des G7.
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Ich möchte jetzt mit einer Tabelle systematisch alle Kombinationen bei Drei- und Vierklängen darstellen. Ich beginne jeweils mit Akkorden mit möglichst kleinen Intervallen (kleine Terz, kleine Terz, kleine Terz ) und ende mit großen Intervallen (große Terz, große Terz, große Terz).
Bei den Fünfklängen habe ich unsystematisch einige der Gebräuchlichen ausgewählt. Alle Akkorde sind vom Grundton c aufgebaut (gehören aber nicht unbedingt direkt zur Tonart C-Dur).
Theoretisch ließen sich durch Hinzufügen weiterer Terzen noch unzählige Sechs- und Siebenklänge bilden, doch kommen diese selten vollständig vor und entziehen sich einer systematischen Behandlung.
Gemeint ist mit z. Bsp. mit G7/9/11 ein Akkord, wo eine weitere Terz aufgeschichtet ist:
g – h – d – f – a – c
Leider werden hier die Akkord-Symbole ziemlich uneinheitlich und ungenau verwendet. Manchmal steht einfach das Symbol G11, und es ist offen gelassen, ob die 7 und die 9 automatisch inbegriffen sind. Das gilt übrigens schon für das Symbol G9, das die 7 enthalten kann oder auch nicht.
Man muss wissen, dass die Akkord-Symbolschrift nicht von Gelehrten erfunden wurde, sondern aus der Praxis an verschiedenen Orten entstand, und nicht standardisiert ist.
Eine 13 bedeutet, dass eine weitere Terz dazu kommt, der 13. Ton vom Grundton aus gezählt.
Beispiele:
G7/13 oder G7/6 meist nur mit den Tönen g f h e .
G7/11+ mit den Tönen g h f a cis .
Zu erwähnen wären noch die Vorhaltsakkorde:
Bei einer Folge wie G7 – C kann das f vom G7 noch etwas in den Akkord hinüberlappen, sodass der Klang C4 entsteht, der aus den Tönen
c f g besteht.
Oder mit andern Worten: im C Akkord wird die Terz e durch die Quart f ersetzt. Da auf C4 in der Regel C folgt, hat so ein Klang wenig Eigenständigkeit und ist eher ein melodisches Element.
Das f in C4 wird Quartvorhalt genannt, englisch suspended fourth, daher auch manchmal die Bezeichnung Csus4.
Ähnlich wird Csus9 gebildet: c e g d . (hier kommt das d zusätzlich, nicht an Stelle von c)
An Stelle des Terzaufbaus werden auch Akkorde mit Quartaufbau gebildet. Dabei können reine oder übermäßige Quarten verwendet werden. Sie sind allerdings nicht historisch gewachsen und können auch schwerlich in ein Theoriegebäude einverleibt werden, haben aber einen speziellen Reiz. Einige Quartklänge:
playAuch Quintaufbau anstelle von Quartaufbau ist möglich, doch kommen Quintklänge wesentlich seltener vor.
In der Popmusik erscheinen oft die Symbole C5, G5 etc., die etwas unlogisch Powerchords genannt werden. Es handelt sich um nichts weiteres als um Akkorde ohne die Terz.
C5 enthält also nur die Töne c und g , eventuell mit Oktav-Verdoppelungen. Es ist also offen, ob sie als Dur- oder Mollakkorde empfunden werden.
Akkordfolgen wie:
A5 G5 C5 A5 D5 C5 G5 E5 A5 G5 C5 A5 F5 G5 A5
werden eher als verstärkte Bassmelodie gehört:
play
Clusters sind klangmalerische Akkorde, die sehr eng beieinander liegende Töne enthalten. Ab wann ein Klang als Cluster gilt, ist natürlich eine Frage des Ermessens. Sie sind auf dem Klavier sehr leicht zu spielen, auf der Gitarre sind nur wenige Cluster möglich.
Betrachten wir den übermäßigen Dreiklang C+ mit den Tönen c – e – gis , bestehend aus zwei großen Terzen! Gehen wir vom gis eine große Terz weiter, gelangen wir wieder zum Grundton c. Da wir ja bei den Akkordbezeichnungen nicht unterscheiden zwischen den Umkehrungen, heißt das, dass jeder Ton gleichwertig ist, es könnte ebenso e oder gis Grundton sein.
Also sind C+ E+ und G#+ gleich. Der übermäßige Dreiklang ist ein symmetrischer Akkord. (Natürlich suggeriert die Bezeichnung C+ , dass eher ein c im Bass stehen soll, was aber konsequenterweise nicht sein muss).
Ähnlich verhält es sich beim verminderten Septakkord Cdim7 mit den Tönen c es ges a . Er besteht aus lauter kleinen Terzen. Vom letzten Ton bis zum Grundton ist wieder eine kleine Terz. Er wird auch als Co bezeichnet. Also kann man auch hier sagen:
Cdim7 = Ebdim7 = Gbdim7 = Adim7
Schließlich finden wir auch noch beim Akkord C7/5- mit den Tönen c e ges b eine Symmetrie. Er besteht aus einer großen Terz, einer verminderten Terz (entspricht einer Sekunde)und einer großen Terz. Wenn wir von ges aus den gleichen Aufbau machen, erhalten wir mit;
ges b c e wieder den gleichen Akkord.
Also kann man wieder C7/5- mit Gb7/5- gleichsetzen.
Hiermit sind alle Symmetrien gezeigt. Es gibt theoretisch noch einige sehr ungewöhnliche Akkorde mit Symmetrien wie der Akkord:
c – e – gis – b – d – fis, der aus sämtlichen Ganztonschritten besteht oder ein Akkord:
des – f – a – c – e – gis , der aus zwei verschachtelten übermäßigen Dreiklängen besteht ( Db+ und C+).
Es ist eine gute Übung, zu untersuchen dass tatsächlich keine weiteren Symmetrien vorkommen, und das bei den übrigen Akkorden der Grundton eindeutig bestimmt ist. Wenn wir beispielsweise den G7 Akkord nehmen und versuchen den Ton d als Grundton zu nehmen, können wir umdeuten, soviel wir wollen, wir kriegen keinen Terzaufbau hin.
Das ist auch der Grund, warum Akkordbezeichnungen wie C6 überflüssig sind.
Gemeint ist mit C6 ein C-Dur –Akkord mit hinzugefügter Sexte: c – e – g – a .
Wenn wir diesen Klang umstellen, erhalten wir einfach den Akkord Am7 mit a – c – e – g .
Nicht zu verwechseln ist C6 mit der Generalbassbezifferung des Barocks, wo ein C-Sext-Akkord nur eine Umkehrung auf e – g – c bedeutet.
Es braucht einiges an Übung, bis man rasch aus einer Gruppe von einigen Noten den zugrundeliegenden Terzaufbau erkennen kann, besonders da aus praktischen Gründen oft etwa ein ges geschrieben wird, wo logischerweise ein fis stehen müsste.
Schon erwähnt habe ich, dass der verminderte Dreiklang
Hdim mit den Tönen h – d – f
im Akkord G7 = g – h – d – f enthalten ist.
Ähnlich verhält es sich auch in andern Fällen, und es ist nützlich, sich einige davon zu merken.Beispiele:
Der Akkord Cj7/9 enthält, wie man in der Tabelle sieht, sowohl einen Em als auch einen G.
Im letzten Beispiel in der Tabelle sieht man, wie der verminderte 7-Akkord ein Teil des G7/9- ist. Man könnte auch sagen, jeder verminderte 7-Akkord ist ein 7/9- ohne Grundton. Diese Betrachtungsweise erklärt übrigens auch verschiedene Auflösungen der verminderten 7-Akkorde. siehe hier.
Einen Akkord c – e – (g) – h – dis – fis könnte man theoretisch mit Cj7/9+/11+ beziffern. Doch ist es wohl zweckmäßiger, hier von Bitonalität zu sprechen: über einem C-Dur Akkord liegt ein H-Dur Akkord.
Soviel zu den Akkordstrukturen. Viel umfassender wäre jetzt eine Abhandlung über Akkordverbindungen und Stimmführung in verschiedene Stilrichtungen. Für eine wissenschaftliche Darstellung empfehle ich dazu das bekannte Werk ‚Harmonielehre‘ von Arnold Schönberg.
siehe auch: Akkordfolgen
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