Häufige Fragen zur Gitarre. Jürg Hochweber

Hier möchte ich allerhand Fragen im Bereich Gitarre, Musik, Lernen, Unterrichten, Komponieren usw.  beantworten, die mir jeweils gestellt werden.
Die meisten Antworten sind allgemein anerkannte Tatsachen, einiges ist aber auch meine persönliche, subjektive Meinung.
Fragen Antworten
Wie lerne ich grundsätzlich Gitarre? Elektr.Git. klass.Git.Nutze alle zugänglichen Ressourcen! Nimm Unterricht, höre CDs und Konzerte, zapfe das Wissen deiner FreundInnen an. Es gibt Hunderte von Möglichkeiten, Gitarre zu lernen. Und du kannst überall einsteigen, sei es beim Liedbegleiten, bei einer Rockband oder beim traditionellen klassischen Gitarrenspiel. Viele Leute, mich eingeschlossen, haben in irgendeinem Bereich mal angefangen, und sind am Schluss ganz woanders gelandet.
Kann ich auch selber, ohne Unterricht, Gitarre lernen? Mit einem guten Gehör und viel Motivation ist es möglich, selbständig zu lernen. Doch bleiben erfahrungsgemäß viele Leute auf der elementarsten Stufe hängen. Eine gute Lehrperson kann die besten Methoden vermitteln, die Motivation fördern und den Horizont erweitern.
Häufige Fehler beim Selbstunterricht
Brauche ich Kraft für das Gitarrenspiel? Nein, je weniger Kraft eingesetzt wird, desto besser! Zuviel Kraftaufwand kann für die linke Hand nicht nur schmerzvoll sein, sondern führt auch zu falscher Haltung. Mit gut abgestimmtem Griffbrett, richtiger Technik, weichen Saiten, richtiger Gitarrengröße und instrumentgerechter Musik geht alles sehr locker und angenehm.
(Bezeichnenderweise sind es meist erwachsene, kräftige Leute, die über Schmerzen in den Fingern klagen, während 10jährige Mädchen das locker schaffen, weil sie gar nicht in Versuchung kommen, Kraft einzusetzen).
Als Beispiel siehe die elfjährige Anais Youtube-Video
Welche Gitarrentypen? Klassisch, Elektro, akustisch, Western? siehe hier !
Welches ist das beste Einstiegsalter? Ich sag einmal 7-9 Jahre. Kann aber individuell sehr verschieden sein.
Der Trend geht eindeutig Richtung früher Einstieg.
Ab welchem Alter ist Gitarrenspiel sinnvoll? Mit geeigneten kleinen Instrumenten ist der Einstieg schon sehr früh möglich (5 Jahre). Doch ist das nur sinnvoll, wenn das Kind wirklich Spaß daran hat. Ein Kind, das mit 5 begonnen hat, ist mit 12 kaum besser, als ein gleich begabtes Kind, das erst mit 7 begonnen hat.
Bis zu welchem Alter kann ich mit der Gitarre beginnen? Wer nicht gerade professionelle Ansprüche stellt, kann auch mit 50 oder 60 noch einsteigen. Es braucht sowohl für Alte als auch für Junge einfach eine gewisse Flexibilität. Eigentlich ist das Alter dabei nicht wichtiger als Rasse oder Geschlecht.
Welche Voraussetzungen braucht es für das Gitarrenspiel? Günstig sind flinke Finger. Ein gewisses Rhythmusgefühl ist auch nicht schlecht. Mit einem guten Gehör geht zudem alles leichter. Aber das Wichtigste ist das regelmässige Üben, damit lassen sich allfällige Defizite mehr als kompensieren!
Wie kann ich mein Spieltempo steigern? Erstaunlicherweise ist bei vielen Leuten der Engpass nicht etwa die Fingermuskulatur, sondern das visuelle Vorstellungsvermögen. Sehr viele Leute steuern ihr Handeln unbewusst vor allem via innere Vorstellung, und wenn der innere Film von Fingerbewegungen nicht schnell genug ablaufen kann, ist die Muskulatur auch nicht in der Lage, diese schneller auszuführen. Manchmal genügt es einfach, sich diesen Film immer wieder mit Varianten (in Distanz, Helligkeit etc.) vorzustellen. Sonst gibt's spezielle Reflextrainings. 
Ich habe zu dicke Finger ...
(oder zu dünne, zu kurze, zu lange)
Jede Fingerform hat Vor- und Nachteile, es gibt keine Idealfinger. Viel wichtiger als die Form ist die Beweglichkeit und Unabhängigkeit und natürlich die geeignete Gitarre.
Worauf ist beim Kauf einer Gitarre zu achten? Über den Klang möchte ich mich nicht äußern, das ist Geschmacksache. Doch sollte die Gitarre leicht spielbar sein. Die Mensur (= Länge der schwingenden Saite) muss klein genug gewählt werden, die meisten Leute spielen auf zu großen Mensuren (hat nicht unbedingt mit der Gesamtgröße der Gitarre zu tun). 
Durchschnittliche Mensur für erwachsene Frauen: 60-63cm.
Durchschnittliche Mensur für erwachsene Männer: 62-65cm.
Auch der Abstand zwischen erster und sechster Saite darf beim Griffbrett nicht zu groß sein. 
Das Instrument sollte auch mit weichen Saiten (= weniger Spannung, leichter zu drücken) gut klingen. 
Der Abstand der Saiten zum Griffbrett sollte so klein wie möglich sein, es darf aber nicht klirren.
In der Regel klingen leichtgewichtige Instrumente besser.
Nylon- oder Stahlsaiten? Für den Anfang sind Gitarren mit Nylonsaiten viel geeigneter, da sie leichter zu greifen und angenehmer zum zupfen sind. (Achtung: nie eine Nylonsaitengitarre mit Stahlsaiten bespannen und umgekehrt!) Die 3 Bass-Saiten sind auch bei Nylonsaiten mit Metall umwickelt, und sehen fast gleich aus wie Stahlsaiten, der Kern besteht aber aus Nylonfasern.
Was bedeutet eine 3/4 oder 1/2 Gitarre? Das sind alte Größenangaben, die von den Streichinstrumenten stammen und eigentlich bei Gitarren nicht verwendet werden sollten (da nichtssagend). Bei Gitarren gibt man üblicherweise die Länge der schwingenden Saiten an (= Mensur). Dabei gelten ungefähr folgende Entsprechungen, es gibt aber keine festen Normen:
4/4-Gitarre = 63 - 65 cm Mensur
7/8-Gitarre = 62 cm
3/4-Gitarre = 58 cm
1/2-Gitarre = 53 cm
1/4-Gitarre = 48 cm
Muss ich als Linkshänder/in die Gitarre andersrum halten? Da beide Hände gleich wichtig sind, spielen die meisten LinkshänderInnen genau wie Rechtshändige. Wenn sich aber jemand  ausgesprochen unwohl fühlt, mit der linken Hand zu greifen und mit der rechten Hand zu zupfen oder zu schlagen, gibt es spezielle Linkshand-Gitarren (Es gibt auch einige Rechtshändige, die linkshändige Gitarren spielen). Es genügt aber nicht, bei einer Rechtshand-Gitarre einfach die Reihenfolge der Saiten umzukehren, da auch der Steg und andere Teile nicht ganz symmetrisch gebaut sind.
Insgesamt ist die Händigkeit selten ein Problem, da, wie gesagt, an beide Hände ähnliche Anforderungen gestellt werden, und ich habe eigentlich nie festgestellt, das Linkshändige irgendwie im Nachteil sind.  Der gleiche Sachverhalt tritt übrigens auch beim Klavier und andern Instrumenten auf.
Wer ist der beste Gitarrist, die beste Gitarristin? Diese Frage ist genauso wenig zu beantworten wie: Wer ist der schlechteste Gitarrist?
Es gibt Hunderte von hervorragenden Leuten, von John Williams, Paco de Lucia, Anna Vidovic, Jim Hall, Sharon Isbin, Pat Metheny bis zum legendären Django Reinhardt. Seit Kurzem erregen auch einige fantastische junge Chinesinnen wie Xuefei Yang und Li Jie internationales Aufsehen. An der Spitze der ganz jungen Generation steht vielleicht die Deutsche Leonora Spangenberger.
Bilder siehe hier. Beachte auch: gut und berühmt ist nicht immer das gleiche.
Ich nehme seit 5 Jahren Gitarrenunterricht.
Kann ich nun selber meiner Nachbarin Unterricht erteilen?
Ein heikles Thema! Solche Hobby-Gitarrenlehrer/innen neigen dazu, Alles so weiterzugeben, wie sie es selber gelernt hatten. Es gibt aber Hunderte von Methoden, Gitarre zu lehren, und es ist Aufgabe der Lehrperson, die geeigneten Methoden für jede/n Schüler/in zu finden. Das setzt aber schon eine gehörige Portion Wissen und Erfahrung voraus. Besonders bei Kindern ist Vorsicht am Platz, da kann durch unsachgemäßes Vorgehen vieles versaut und im schlimmsten Fall die Freude an der Musik verdorben werden. Bei erwachsenen Schüler/innen ist aber bei ehrlicher Offenlegung der eigenen Kompetenz bzw. Inkompetenz ein Unterricht durchaus möglich.
Und natürlich ist auch ein absolviertes Musikstudium keine Garantie für einen guten Unterricht.
Soll ich nach Tabulaturen oder nach Noten spielen? Tabulaturen sind wesentlich einfacher zu lesen, und in jüngster Zeit kommen die meisten Noten-Ausgaben auch mit zusätzlichen Tabulaturen. Doch ich glaube, Notenlesen gehört auch zur Allgemeinbildung und beim Zusammenspiel mit andern Instrumenten sind Noten unerläßlich. Und wenn man Sachen spielen will, die nicht speziell für die Gitarre geschrieben sind, braucht man Noten. Gute Notenkenntnisse vertiefen das Wissen in musikalische Zusammenhänge ungemein, und ein gut gestaltetes Notenblatt ist für mich auch ein kleines Kunstwerk fürs Auge.
Hingegen sind Tabulaturen sehr systematisch und brauchen wenig Platz, und sie sind für Ungeübte auch leichter zu schreiben als Noten.  >Tabulaturen lesen
Welche Akkorde können z. Bsp. in C-Dur vorkommen? siehe hier
An wen richtet sich diese Website? Zunächst mal an alle Gitarrenlehrer/innen, die Noten für einen effizienten Unterricht brauchen, denn es gibt ja bekanntlich sehr wenig Kompositionen, die leicht zu spielen sind, aber effektvoll tönen, also einen hohen Wirkungsgrad haben. Dann an alle Hobby- und Profi-Gitarristen/innen, die ihr Repertoire erweitern wollen, und Musik für einen Solo-Auftritt brauchen.
Wie merk ich mir die Namen der 6 leeren Saiten? Die 6 Saiten werden, örtlich gesprochen, von unten nach oben nummeriert. Das heisst: Die 1. Saite ist die dünnste, höchstklingende Saite, die 6. Saite ist die dickste, tiefstklingende Saite.
Also: e h g d a e 
Merkspruch:
Eva Hat Gitarren, Die Alle Erfreuen.
Wer das englische b für deutsches h vorzieht, kann den Spruch abwandeln zu: Eva braucht Gitarren, die alle erfreuen.
Wie werde ich Profi-Gitarrist/in? Meistens fällt die persönliche Entscheidung schon in sehr jungen Jahren. Der normale Weg geht über eine Fachhochschule, Konservatorium, Jazz- oder Rock-Akademie oder eine ähnliche, meist staatliche Institution. Die Ausbildung dort dauert mindestens 4 Jahre, doch um die praktische und theoretische Aufnahmeprüfung zu bestehen, muss du schon recht fortgeschritten sein. Voraussetzung ist auch ein pädagogisches Gespür, da die meisten Gitarrist/innen auch unterrichten. Und vielseitig musst du sein, da die Musiknachfrage ständig wechselt. Es gibt natürlich auch Naturtalente, die ohne eine offizielle Ausbildung Erfolg haben und von ihrer Musik gut leben können. Und merke dir eins: das Profi-Leben macht nur Spaß, wenn du mindestens in einem Bereich außergewöhnlich begabt bist, denn die Konkurrenz ist groß und der Verdrängungskampf unbarmherzig. So ein Bereich kann sein: eine spezielle Musikrichtung, Improvisation, Technik, Unterrichten, Arrangieren, Komponieren etc. Du musst nicht überall gut sein, niemand ist das.
Und es sei auch nicht verschwiegen, dass heute auch außermusikalische Eigenschaften eine Rolle für eine Karriere als Profi-Gitarrist/in spielen. Dazu gehören die Fähigkeit, sich gut verkaufen zu können, Medienkenntnisse, soziale Beziehungen, Aussehen etc.
Und wenn du merkst, das die Profikarriere nicht dein Ding ist, dann wisse: Auch als Amateurgitarrist/in kannst du tolle Sachen spielen und lokal auftreten, und du bist vom immensen Druck befreit, ständig Erfolg zu haben.
Wie gehst du vor beim Komponieren eines neuen Stückes? Ich arbeite ziemlich unsystematisch. Was ich mir vorgebe, ist eine obere Grenze der Schwierigkeiten, die im Stück vorkommen dürfen, da sonst immer die Gefahr besteht, dass es zu kompliziert wird. Auch den 'Grad der Abstraktheit' gebe ich mir vor, indem ich mir z. Bsp. vornehme, im wesentlichen nur Dreiklänge und Septakkorde zu verwenden. Dann spiele ich einfach herum, und warte bis etwas kommt, das Substanz hat. Das tippe ich dann gleich in den Computer und sammle so einige Ideen, die ich dann nach und nach verbinde. Die Möglichkeiten des Computers kommen mir sehr gelegen, da ich immer wieder umstelle, ändere, einschiebe und erweitere. Früher, als ich von Hand schrieb, waren meine Notenblätter am Schluss ein Schlachtfeld, das ich manchmal selbst nicht mehr entziffern konnte.
Wie bist du zum Komponieren gekommen. Es war vor allem der Mangel an wirklich instrumentgerechter Unterrichtsliteratur, der mich gezwungen hat, selber kreativ zu werden. Viele Gitarrennoten waren ja nur Transkriptionen von anderen Instrumenten, und selbst viele Originalliteratur glich (und gleicht) eher reduzierten Klaviersätzen, wo die Möglichkeiten der Gitarre nicht ausgenützt werden. Ich beneidete die riesige Auswahl an Klaviernoten, und dachte, es müsse doch auch für Gitarre wirklich geeignete Literatur geben. Doch war ich schon etwa 30, als ich die ersten Kompositionen machte.
Ich möchte auch für Gitarre komponieren, was gibt's da für Tipps? Da muss ich vielleicht zuerst sagen, was eher ungeeignet ist. Die meisten AnfängerInnen erfinden zunächst eine Melodie und ergänzen dann Bass und Füllstimmen. Das ist aber für Sologitarre meist ungeeignet, da dann sicher ausgerechnet eine schöne Basswendung unter das tiefe E gehen sollte oder eine Fortsetzung der Melodie unspielbar ist. Daher empfehle ich, immer gleich alles zusammen zu komponieren. Es kann dann immer noch ausgefeilt werden. Des weiteren empfehle ich, eine Idee, wo man nicht weiterkommt, nicht gleich zu verwerfen. Oft lässt sich durch eine kleine Änderung, durch einen besonderen Akkord vieles retten. Wenn scheinbar kein Ton als Fortsetzung passt, ist es oft der Unwahrscheinlichste, etwa der Tritonus-Schritt, der genau sitzt. 
> gitarrengerecht komponieren für den Anfangsunterricht
Noch mehr Tipps? Raum lassen! Keine Angst, eine Echowirkung, sei es rhythmisch, melodisch oder harmonisch, ist beim flüssigen Spiel auch dann hörbar, wenn die Stellen ziemlich weit auseinander liegen. Viele Melodien entwickeln sich aus Arpeggien und es ist manchmal gut, offen zu lassen, welche Töne überhaupt zur Melodie gehören und welche zur Begleitung. Diese Doppeldeutungen machen den Reiz vieler Gitarrenstücke aus (und schaffen Probleme bei der Notation).
Haben noch andere Leute an dieser Website mitgewirkt? Nein, ich bin der einzige Schuldige.
Da  ich vor meinem Gitarrenstudium einige Semester Mathematik studierte, konnte ich mich schon sehr früh mit Computerprogrammen befassen. > Software, die ich für diese Website benutzte.
Ich unterrichte Gitarre. Wie kann ich meine SchülerInnen motivieren? Alle Sinne ansprechen! Bewegung einbauen! Die Stärken herausfinden und darauf aufbauen! Herausfinden, was sie emotional mit der Gitarre verbinden. Alle Musikstile ausprobieren. Viel vorspielen. Sachen bringen, die leicht sind, aber schwierig tönen. Lieber 3 einfachere Stücke als 1 zu schwieriges.
Meine SchülerInnen wollen nur schrumm schrumm spielen. Ein schrumm-schrumm kann sehr differenziert sein. Mit Synkopen, allerhand Zwischenschlägen und Flamenco-Rasguado kann auch die einfachste Akkordfolge interessant tönen. 
Klassische Gitarre oder elektrische Gitarre? Beides hat seine Berechtigung. Es ist erstaunlich, wie überrascht Elektrofreaks sind, wenn sie einmal etwas wirklich Tolles auf der klassischen Gitarre hören. Und eingefleischte Klassikfreaks sind ebenso überrascht, wenn sie die vielfältigen Möglichkeiten der Elektrogitarre hören. Die Klassische Gitarre hätte wohl nicht überlebt ohne die Einflüsse der Jazz- und Rockgitarre. Und das Spiel auf der Elektrogitarre hätte nicht ihr heutiges Niveau erreicht ohne die Wurzeln der klassischen Gitarrentechnik. Die meisten professionellen GitarrenlehrerInnen ziehen aber einen Beginn mit der klassischen Gitarre vor.
Wie genau soll der polyphone Verlauf der Stimmen notiert werden? In meinen früheren Stücken habe ich alles möglichst genau notiert. Also Bassstimme mit Hälsen noch unten, Melodiestimme mit Hälsen nach oben, und Mittelstimmen mit gestauchten Hälsen, wo es eben noch Platz hat. Heute schreibe ich eher möglichst einfach und deute das Weiterklingen der Töne mit Bögen an.
Allzu genau polyphone Notation kann nämlich die Ausführenden auch dazu verleiten, arpeggierte Töne zu dämpfen, wo das gar nicht gemeint ist. Aber das ist ein weites Feld...
Seit wann gibt es Gitarrenmusik? Gitarrenähnliche Instrumente gibt es seit Urzeiten. Der erste überlieferte Notendruck (Tabulatur) ist ' Intavolatura de lauto' von F. Spinacino im Jahre 1507, Venedig, geschrieben für Renaissancelaute, die fast wie die heutige Gitarre gestimmt war, die dritte Saite ist aber fis, nicht g. 
siehe > Entwicklung.
Was hat sich in den letzten 20 Jahren geändert am Gitarrenspiel? Das Gitarrenspiel ist viel professioneller geworden. Das Einstiegsalter ist heute viel tiefer (durchschnittlich wohl bei 8 Jahren). Während früher meist nur Liedbegleitung gewünscht wurde, ist heute auch das solistische Spiel sehr gefragt. Es gibt heute viel bessere und erst noch billigere Gitarren in allen möglichen Größen und Formen, die Mensurlänge ist etwas kürzer geworden.
Wie wird sich das Gitarrenspiel in Zukunft entwickeln? Ich bin natürlich kein Prophet. Die zahlreichen fantastischen jungen Gitarristen und Gitarristinnen lassen aber vermuten, dass das Niveau und auch die Beliebtheit der Gitarre weiter zunimmt.
Wahrscheinlich werden auch die Gräben zwischen den Stilrichtungen (Jazz, Klassik, Rock etc.) kleiner werden, da an den Musikhochschulen heute Wert auf eine breite Bildung gelegt wird, und andererseits in der Popszene die Einsicht einkehrt, dass ohne eine gründliches Studium kein professionelles Spiel möglich ist. Und es gibt jetzt gute Tonabnehmer für akustische Gitarren, sodass geringe Lautstärke da kein Problem mehr ist.
Muss man Improvisation im Blut haben? Viele Leute glauben, Improvisieren können nur Schwarze und Zigeuner. Es stimmt zwar, dass das traditionelle europäische Bildungssystem diese Kunst nicht gerade fördert. Aber ich weiß aus meinem Unterricht, dass fast alle Leute dazu fähig sind und sich davon auch begeistern lassen. Hier ist die Elektrogitarre für den Anfang sicher einfacher, da durch die Wucht und das lange Klingen der Töne auch mit wenig Mitteln etwas Eindrückliches entsteht. Auf der Gitarre wird meist zu zweit improvisiert. Eine(r) spielt Akkordbegleitung, eine(r) improvisiert dazu eine Melodie. Die Begleitung soll so gespielt werden, dass die Akkordwechsel und Anfänge von neuen Abschnitten schon zum voraus erahnt werden können. Es ist aber auch möglich, alleine gleichzeitig Begleitung und Melodie zu spielen. >Improvisation
Warum gibt es ziemlich wenige bekannte Gitarristinnen? Schwer zu sagen! Das ist auch bei anderen Instrumenten so, die berühmten Leute sind meist Männer. Talente unter den Gitarristinnen gäbe es genug, doch vielleicht scheuen sich viele Frauen, eine professionelle Laufbahn als Instrumentalistin einzuschlagen, weil in ihren Köpfen immer noch die Vorstellung ist, das lasse sich nicht mit einer Familie vereinbaren. Doch glücklicherweise ist eine Trendwende in Sicht.
Gibst du auch Unterricht? Ja, klar. Ich lasse mich auch gerne für Workshops, Vorträge etc. engagieren!
Mit welcher Zupfart soll man beginnen,
tirando oder apoyando ?
(tirando = 'ziehend', freies Zupfen.
apoyando = 'abstützend', Finger legt nach dem Zupfen an der benachbarten Saite an)

Ich bevorzuge eher das tirando als Einstieg, und zwar zunächst p i p i   und dann p i m i p i m a  etc. Damit lassen sich  schon bald vollklingende, arpeggio-artige Stücke spielen, während beim Einstieg mit apoyando lange einstimmig gespielt werden muss. Doch meistens bringe ich auch das apoyando möglichst von Anfang an ins Spiel. Das apoyando hat den Vorteil, dass die Zupfhand stabiler ist als beim tirando.
Generell ist es besser, zunächst die Zupfhand zu fördern und mit der Greifhand sehr vorsichtig vorzugehen, da hier Verkrampfung droht, wenn zu früh schwierige Sachen verlangt werden. Deshalb ist ein gleichzeitiger Beginn mit tirando und apoyando empfehlenswert.
Ich möchte besser Noten lesen. Am besten lernt man flüssig Notenlesen, indem man sie selber schreibt. Beginne mit den leeren Saiten, merk dir die Noten genau und notiere diese Töne aus dem Gedächtnis, mehrmals, in verschiedenen Reihenfolgen. Schreibe dann z. Bsp. die Töne aller bekannten Griffe als Noten. Spiele kurze (eventuell improvisierte) Melodieabschnitte und schreibe sie auf, zunächst in den unteren Lagen, dann auch in den höheren!
Es werden immer wieder neue, angeblich wundersame Lernmethoden angepriesen. Welche ist denn die Beste? Ich sehe es so: Bei allen diesen Programmen, die natürlich nicht nur in der Musik eingesetzt werden, kommt es nicht so sehr auf das was an, sondern auf das wie. Mit vielen kann hervorragend gearbeitet werden. Wichtig ist, dass man alles selbst austestet und die Hintergründe gut erforscht. Kochbuchrezepte führen hier nicht zum Ziel, und großartige Versprechungen von einem selbsternannten Guru sind verdächtig. Wer sich aber mit einer offenen, experimentierfreudigen Haltung mit solchen neuen (oder alten) Methoden auseinandersetzt, wird sicher zu erstaunlichen Erkenntnissen gelangen, von denen Lehrer/innen und Schüler/innen profitieren können.

E-Mail:  hochweber@bluewin.ch
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